Mit-Machen anstatt Zu-Hören
30 4/18 eventlocations magazin N och sehr genau erinnere ich mich an eine Qualitätsoffensive bei einem US-amerikanischen Unternehmen, für das ich Ende der 1980er-Jahre gearbeitet habe. Ziel war es damals, die Arbeitser- gebnisse in den verschiedenen Bereichen dadurch zu verbessern, dass mehr Verant- wortung für die Ergebnisse und damit Qualität dorthin wandert, wo sie ent- stehen. Also direkt zu den Mitarbeitern. Als Beispiel wurde uns der Motorad- hersteller Harley-Davidson genannt. Wurde einem Händler ein neues Modell geliefert, dann platzierte er die Maschine selbst- verständlich prominent in einem Schau- fenster. Allerdings nicht ohne ein Stück Karton unter den Motorblock zu legen: aus leidvoller Erfahrung musste er davon aus- gehen, dass rasch und konstant Öl austritt. Dieser Mangel in der Fertigung wurde bei Harley-Davidson nicht dadurch gelöst, dass man mehr Kontrolleure im Produk- tionsbereich einsetzte, ganz im Gegenteil. Man brachte die Verantwortung zurück zu den Fertigungsteams, deren Aufgabe nun auch das Management der eigenen Qualität war. Damit wurde schließlich das Problem gelöst: mehr Involvement durch Verantwortung und Einbeziehung ließ in Erfolgreiche Live-Kommunikation Mit-Machen anstatt Zu-Hören Das Bewusstsein für die Wirkung und damit den Nutzen von Events wächst dennoch gibt es nach wie vor viele Veranstaltungen ohne eine wirkliche Ziel- oder Ergebnisorientierung. In der Regel hilft hier bereits ein aktives Einbeziehen der Teilnehmer durch kollaborative, interaktive oder partizipative Formate Von Prof. Stefan Luppold den nächsten Jahren die Kartons unter den ausgestellten Maschinen wieder ver- schwinden. ERLEBNISWIRTSCHAFT ALS NÄCHSTER SCHRITT Wenn wir für die Veranstaltungsbran- che über das Entfernen oder Vermeiden solcher Kartons nachdenken, dann müssen wir verstehen, in welchem Kontext wir heute arbeiten. Zunächst: Wir befinden uns in einer sogenannten Erlebniswirtschaft oder Expe- rience Economy. Die US-Amerikaner Pine und Gilmore haben diesen Begriff bereits 1998 in einem Artikel verwendet und beschrieben, dass es sich hier nach Land- wirtschaft, Industrialisierung und Dienst- leistungswirtschaft um die nächste Zustandsform unserer Ökonomie handelt. Work is Theatre & Every Business a Stage lautet passend der Untertitel ihres Buchs The Experience Economy. Es stellt sich die Frage, wo die Teilnehmer von Events zu finden sind im Zuschauer raum oder auf der Bühne? Wir wissen noch aus unserer Schulzeit, dass das Tun immer nachhaltiger ist als beispielsweise das Hören. An das Referat über den Nordpol oder die Französische Revolution, gehalten vor vielen Jahren, erinnern wir uns noch sehr genau weil wir dabei nicht in der Rolle der Zuhörer saßen, sondern vorne standen und es vor- trugen. Ebenso an das gemeinsame Lernen und gegenseitige Abhören mit Schulfreun- den. Wenn wir also nachhaltige Events konzipieren wollen, dann doch offensicht - lich insbesondere durch eine aktive Ein- beziehung der Teilnehmer. ZUNAHME DER SATURIERTEN KOMMUNIKATION In diesen Tagen werden wir immer wieder mit der so genannten saturierten Kommu- nikation konfrontiert: Menschen werden überschüttet mit Informationen und schal- ten ab, nutzen beispielsweise Werbepausen im TV für den Gang zum Kühlschrank (oder zur Toilette). Bei Events ist das potenziell nicht anders bis zur nächsten Kaffeepause rettet man sich durch das Checken des Mail eingangs. Sollte ein Event-Konzept nicht in der Lage sein, das zu verhindern, die Kanäle zu öffnen und die Teilnehmer zu involvieren? Kaum eine Woche vergeht, in der nicht ein neues, modernes Veranstaltungsformat EVENT-KNOW-HOW A lle B ild e r: P ro f. S te fa n L u p p o ld An der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) werden Mit-Machen-Konzepte bei Seminaren umgesetzt.